Cyanobakterien (Blaualgen) in Oberflächengewässern

Badestelle mit einer sehr dichten Cyanobakterienblüte

Badestelle mit einer sehr dichten Cyanobakterien-Blüte. Die Sicht­tiefe ist stark eingeschränkt und die badenden Kinder halten sich nicht an das Badeverbot.
Foto: Martens (Gesundheitsamt Westerstede)

Cyanobakterien-"Aufrahmung" an einer Badestelle
Foto: Luden (NLGA)

Cyanobakterien in einem Reagenzglas
Foto: Luden (NLGA)

Massenvermehrungen von sogenannten Blaualgen (besser Cyanobakterien) treten vor allem bei hohen Wassertemperaturen in den Sommermonaten auf. Da diese „Blaualgen“ nicht zu den Algen, sondern zu den Bakterien gehören, werden sie speziell wegen des Farbstoffes „Phycocyanin“ als Cyanobakterien bezeichnet.

Massenansammlungen von Cyanobakterien verderben den Badespaß. Das Wasser wird durch sie schon optisch unansehnlich und kann einen üblen Geruch nach faulen Eiern und Gülle sowie nach Ammoniak aufweisen. Ammoniak bilden Cyanobakterien aus dem Stickstoff der Luft. Gesundheitlich problematischer sind aber allergische Haut- und Schleimhautreizungen durch Zellbestandteile.

Durchschwimmt man eine Wasserschicht, die mit Cyanobakterien durchsetzt ist, verfangen sie sich in der Badekleidung und können auch später noch ihre hautreizende Wirkung entfachen. Wenn Sie davon betroffen sind, sollten sie sofort nach dem Verlassen des Wassers Duschen und die Badekleidung wechseln, zumindest muss diese sehr gut ausgespült werden.

Giftstoffe (Toxine), die von den Cyanobakterien gebildet werden

Toxine von Cyanobakterien können Leber- und neurotoxische Wirkung entfalten. Einige von Ihnen können im menschlichen Körper nicht abgebaut werden. Daher ist ein Verschlucken von Wasser, das stark mit Cyanobakterien durchsetzt ist, unbedingt zu vermeiden. Es können akute gastrointestinale Symptome (Durchfälle) auftreten, die auch mehrere Tage anhalten können. Es gilt vor allem kleine Kinder vor Verschlucken von solchem Wasser zu schützen, besonders wenn sie in flachen Uferzonen spielen und durch Hand- zu Mundkontakte Toxine aufnehmen könnten. Tödliche Vergiftungen sind bei Tieren beschrieben, die dieses Wasser als Tränkewasser nutzten. Bei Menschen ist dieses nach Baden in belastetem Wasser aber nicht bekannt.

Wie erkennt man eine "Algenblüte" (Massenentwicklung von Cyanobakterien)

Massenansammlungen von Cyanobakterien werden gelegentlich mit chemischen Farbstoffen, aber auch mit eingetragenen Blütenpollen, die auf der Wasseroberfläche schwimmen, verwechselt.

Algen"blüten" geben sich meist durch die folgenden Merkmale zu erkennen:

  • die Sichttiefe beträgt (meist deutlich) unter 1 m
  • grünliche oder bläulich-grünliche Verfärbung bzw. Eintrübung des Wassers
  • Schlierenbildung (sogenannte Aufrahmung) bis hin zu Algenteppichen
  • wolkenartige Verteilung im Wasser

Cyanobakterien werden auch häufig durch Wind an bestimmten Stellen des Sees vor allem in Buchten zusammengetrieben. Das bedeutet aber auch, dass diese bei wechselnden Winden ihren Platz schnell ändern können und Baden schnell wieder gut möglich wird.

Von Gesundheitsbehörden wird empfohlen, auf das Baden zu verzichten, wenn man in knietiefem Wasser aufgrund der beschriebenen Merkmale die Füße nicht mehr sehen kann.

Überwachung durch die Gesundheitsbehörden

Badestellen werden gemäß der niedersächsischen Badegewässerrichtlinie von den Gesundheitsbehörden (Landkreise, kreisfreie Städte) etwa alle 4 Wochen zur Probenahme für mikrobiologisch-hygienische Parameter aufgesucht. Dabei werden die Gewässer auch optisch auf Cyanobakterien insbesondere der Massenentwicklung geprüft. Gegebenenfalls wird die Überwachung intensiviert und eventuell auch die Cyanobakterien-Art bestimmt um abzuschätzen, ob es sich um bekanntermaßen toxinbildende Arten handelt. Leider ist dies meistens der Fall.

Eine darüber hinaus gehende, engmaschige Überwachung und routinemäßige Laboranalytik auf Toxine und Farbstoffe einschließlich der Chlorophylle, ergäbe kaum mehr als eine Momentaufnahme. Durch den schnellen Wechsel der Situation am Gewässer ist diese sehr teure Analytik nicht zielführend und daher auch nicht notwendig. Eine sehr engmaschige Kontrolle des Gewässers wäre auch personell durch die Gesundheitsbehörden kaum leistbar. Messinstrumente, mit denen vor Ort ggf. unmittelbar eine Unterscheidung zwischen Cyanobakterien-Blüten und echten Algen-Massenansammlungen vorgenommen werden kann, könnten in Zukunft hilfreich sein. Zur Zeit erscheint eine gute Information und Aufklärung der Badegäste daher als der sinnvollste Weg, die Bevölkerung zu schützen.

Belastungen an der Nordsee?

Cyanobakterienblüten sind ein Problem an Binnengewässern vor allem in Folge von Nährstoffeinträgen durch Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Nutzflächen. An Nordseebadestränden treten keine Cyanobakterienblüten auf.

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