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Badedermatitis durch Zerkarien in europäischen Binnengewässern
Die Badedermatitis oder Zerkariendermatitis ist eine stark juckende leichte Hauterkrankung, die nach dem Baden in Oberflächengewässern, insbesondere in Flachwasserbereichen auftreten kann. Da befallene Menschen ganz „hibbelig“ reagieren, wird dieses auch als „Weiherhibbel“ bezeichnet. Es bilden sich leicht rötliche und juckende Quaddeln auf der Haut (Abb. 1).
Die Ursache sind meist kleine Larven von Saugwürmern (Trematoden) aus der Gattung Trichobilharzia, die in die Haut eindringen. Normalerweise befallen diese Zerkarien Wasservögel besonders Enten und können die Krankheit Vogelbilharziose hervorrufen. In tropischen Ländern führen Verwandte dieser Saugwürmer, Pärchenegel der Gattung Schistosoma, zum Erkrankungsbild der gefährlichen Bilharziose. Die europäische Variante mit Trichobilharzia-Zerkarien ist durch den Juckreiz zwar unangenehm, jedoch ungefährlich. Der Mensch ist in diesem Fall ein sogenannter Fehlwirt. Die Larven sind Teil eines komplizierten Entwicklungszyklus (s. Infokasten unten) . Da die Lebensdauer der Larven nur sehr kurz ist, ist der Badespaß somit nicht auf Dauer gestört.
Wenn der Mensch befallen wird
Enten (Wasservögel) und Schnecken bilden die Basis für die verschiedenen Entwicklungsstufen der Trichobilharzia. Im Menschen können sich die Gabelschwanzzerkarien nicht weiter entwickeln. Sie werden jedoch durch chemische Signalstoffe der menschlichen Haut angelockt und dringen in die Haut ein und werden dort letztlich durch die Immunabwehr ausgeschaltet. Dabei kann es zu den typischen juckenden Quaddeln auf der Haut kommen. Die Badedermatitis fällt je nach individueller Immunabwehr des Betroffenen stärker oder schwächer aus. Bei empfindlichen Personen kann sogar Fieber hinzukommen. Diese Quaddeln sollten nicht aufgekratzt werden, damit es nicht zu weiteren Infektionen kommt. Nach etwa 10 bis 20 Tagen ist die „Erkrankung“ überstanden. Bei starkem Befall und Juckreiz sollte ein Arzt konsultiert werden. Antihistaminika und kühlende Gele können Linderung schaffen. Als Vorbeugung wurden auch schon Sonnenschutzcremes mit Wirkstoffen gegen Quallen erfolgreich gegen Zerkarien getestet.
Wann besteht die Gefahr einer Badedermatitis?
Mit Beginn der Badesaison beginnt auch die Schwärmzeit der Zerkarien. Oft folgt im Spätsommer ein zweiter Höhepunkt, der besonders nach Schönwetterperioden zu gehäuften Fällen von Badedermatitis führt. Fehlen Wasserschnecken als Zwischenwirte und Wasservögel als Endwirte können sich Zerkarien nicht entwickeln. Deshalb sollten auch Wasservögel (insbesondere Enten) nicht gefüttert werden.
Wie kann man sich vor einer Infektion mit Zerkarien schützen?
Zerkarien fallen erst durch den Befall der Badenden auf. Sie sind aufgrund ihrer sehr geringen Größe nicht mit dem bloßen Auge erkennbar. Auch Prognosen zum Vorkommen sind aufgrund des komplizierten Entwicklungszyklus nicht möglich. Da sie während der Schwärmzeit, die circa eine Woche andauert, vor allem in flachen Uferbereichen vorkommen, sollten diese gemieden werden. Zerkarien benötigen durchschnittlich 4 min zum Eindringen in die Haut. Deshalb sollte nach dem Baden der Körper zuerst gut abgetrocknet, besser richtig abgerieben werden. Duschen begünstigt das Überleben der Zerkarien und das Eindringen in die Haut. Deshalb sollte es erst etwas später folgen.
Info: Entwicklungszyklus des Erregers der Badedermatitis
Zerkarien benötigen einen „Wirt“, in dem sie sich vermehren können. Als Zwischenwirt treten Schlammschnecken auf, als Endwirt Wasservögel, vornehmlich Enten. Saugwürmer leben in bestimmten Venen der Endwirte. Von weiblichen Würmern abgelegte Eier werden mit dem Entenkot ins Wasser ausgeschieden. Aus diesen entwickeln sich Miraziden, die sich innerhalb weniger Stunden eine Süßwasserschnecke zur Weiterentwicklung suchen müssen, ansonsten sterben sie ab. Hieraus entstehen die Gabelschwanzlarven (Cerkarien), die bei ca. 20°C freigesetzt werden (ausschwärmen) und innerhalb von 2-3 Tagen ihren Endwirt finden müssen. Sind keine Wasservögel (Enten) vorhanden, befallen sie auch den Menschen, in dem sie sich allerdings nicht entwickeln können. Der Zyklus dauert etwa 90 bis 110 Tage.